Haben Sie sich schon einmal gefragt, welche Informationen ein Führungszeugnis tatsächlich enthält? Ein Führungszeugnis ist ein wichtiges Dokument, das Arbeitgebern Einblick in die strafrechtliche Vergangenheit potenzieller Mitarbeiter gewährt.
In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über den Inhalt und die Bedeutung eines Führungszeugnisses im Einstellungsprozess. Erfahren Sie, welche Arten von Führungszeugnissen es gibt und unter welchen Umständen Arbeitgeber diese anfordern dürfen.
Entdecken Sie auch, wie lange Einträge sichtbar bleiben und welche Möglichkeiten es gibt, mit Eintragungen im Bewerbungsprozess umzugehen.
- Ein Führungszeugnis enthält strafrechtliche Verurteilungen über 90 Tagessätze Geldstrafe oder 3 Monate Freiheitsstrafe.
- Arbeitgeber dürfen Führungszeugnisse nur bei gerechtfertigtem Interesse und in sensiblen Positionen anfordern.
- Es gibt verschiedene Führungszeugnisse, darunter einfaches, erweitertes und europäisches für spezifische Zwecke.
- Tilgungsfristen für Einträge variieren zwischen 3, 5 und 10 Jahren je nach Schwere der Straftat.
- Bewerber entscheiden selbst über die Weitergabe des Führungszeugnisses, Arbeitgeber dürfen es nicht direkt beantragen.
1. Welche Informationen enthält ein Führungszeugnis für Arbeitgeber
Ein Führungszeugnis für Arbeitgeber ist ein wichtiges Dokument, das Auskunft über die strafrechtliche Vergangenheit einer Person gibt. Es enthält Verurteilungen, bei denen die Geldstrafe über 90 Tagessätze liegt oder eine Bewährungsstrafe von mehr als drei Monaten verhängt wurde. Diese Informationen sind für Arbeitgeber relevant, um die Zuverlässigkeit potenzieller Mitarbeiter einzuschätzen.
Arten von Eintragungen wie Straftaten und Verurteilungen
Im Führungszeugnis werden verschiedene Arten von Straftaten und Verurteilungen aufgeführt. Geldstrafen ab 90 Tagessätzen und Freiheitsstrafen ab 3 Monaten werden ins polizeiliche Führungszeugnis eingetragen. Lebenslängliche Freiheitsstrafen und Sicherungsverwahrung werden nie gelöscht. Es ist wichtig zu beachten, dass Verurteilungen nach Jugendstrafrecht seltener im Führungszeugnis auftauchen.
Unterschiede zwischen einfachem und erweitertem Führungszeugnis
Es gibt zwei Arten von Führungszeugnissen: das einfache und das erweiterte Führungszeugnis. Das erweiterte Führungszeugnis enthält zusätzliche Angaben zu bestimmten Straftaten und wird für Berufe benötigt, die Kontakt mit Minderjährigen haben. Ein europäisches Führungszeugnis beinhaltet auch die Straftaten, die in einem anderen EU-Land begangen wurden.
Art des Führungszeugnisses | Enthaltene Informationen | Besonderheiten |
---|---|---|
Einfaches Führungszeugnis | Geldstrafen über 90 Tagessätze, Freiheitsstrafen über 3 Monate | Standardversion für die meisten Arbeitgeber |
Erweitertes Führungszeugnis | Zusätzliche Angaben zu bestimmten Straftaten | Für Berufe mit Kontakt zu Minderjährigen |
Europäisches Führungszeugnis | Straftaten aus anderen EU-Ländern | Relevant für internationale Arbeitgeber |
Die Ausstellung eines Europäischen Führungszeugnisses kann eine längere Bearbeitungszeit erfordern, da die Mitteilung aus dem Register des Herkunftsmitgliedstaates angefordert werden muss. Ein Führungszeugnis kostet 13,00 Euro, wobei in bestimmten Fällen von der Erhebung der Gebühren abgesehen werden kann.
2. Welche Eintragungen sind für Arbeitgeber relevant
Die Relevanz von Straftaten im Führungszeugnis hängt stark von der angestrebten Position ab. Arbeitgeberinteressen variieren je nach Branche und Verantwortungsbereich.
Relevanz von Straftaten für die Position
Für Arbeitgeber sind besonders relevante Straftaten, die direkt mit der Stelle zusammenhängen. In Vertrauenspositionen oder bei der Arbeit mit Kindern können selbst geringfügige Delikte bedeutsam sein. Berufe wie Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter erfordern oft ein erweitertes Führungszeugnis.
Im öffentlichen Dienst, bei Polizei, Justiz und Finanzbehörden ist ein Führungszeugnis Pflicht. Auch Berufskraftfahrer und Piloten müssen es häufig vorlegen. Gemäß § 72a SGB VIII müssen hauptberufliche Mitarbeitende in der Kinder- und Jugendhilfe ein erweitertes Führungszeugnis einreichen.
Tilgungsfristen und ihre Auswirkungen
Tilgungsfristen beeinflussen die Sichtbarkeit von Einträgen im Führungszeugnis. Nach Ablauf dieser Fristen werden Einträge nicht mehr angezeigt, bleiben aber im Bundeszentralregister gespeichert. Dies schützt die Rechte der Bewerber und ermöglicht Resozialisierung.
Arbeitgeber dürfen nur Informationen anfragen, die für die Stelle relevant sind. Die Weitergabe von Informationen zu Straftaten außerhalb des relevanten Katalogs kann die informationelle Selbstbestimmung und Berufsfreiheit verletzen. In der Praxis führt dies zu einem Abwägen zwischen Arbeitgeberinteressen und dem Schutz der Persönlichkeitsrechte der Bewerber.
3. Wann darf ein Arbeitgeber ein Führungszeugnis verlangen
Die Anforderung eines Führungszeugnisses durch Arbeitgeber unterliegt strengen gesetzlichen Grundlagen. Arbeitgeber dürfen nur in begründeten Fällen ein Führungszeugnis verlangen. Dies gilt besonders für Vertrauenspositionen in sensiblen Bereichen.
Gesetzliche Grundlagen und Datenschutzbestimmungen
Das Bundesdatenschutzgesetz regelt, welche Informationen Arbeitgeber anfordern dürfen. Laut § 26 Abs. 1 S. 1 dürfen nur notwendige personenbezogene Daten erhoben werden, die für die Einstellung oder das Arbeitsverhältnis relevant sind. Der Datenschutz spielt hierbei eine zentrale Rolle. Arbeitgeber müssen den Zugang zu Führungszeugnissen auf das Notwendigste beschränken.
Branchen und Positionen mit besonderer Vertrauensstellung
In bestimmten Branchen und Positionen ist die Vorlage eines Führungszeugnisses üblich oder sogar vorgeschrieben. Dazu gehören:
- Tätigkeiten in der Jugendhilfe oder mit Kontakt zu Minderjährigen
- Positionen im Bewachungsgewerbe gemäß § 34a der Gewerbeordnung
- Stellen im öffentlichen Dienst zur Prüfung der charakterlichen Eignung
- Arbeitsplätze in Banken und im Finanzsektor
Für Tätigkeiten mit Kindern und Jugendlichen ist oft ein erweitertes Führungszeugnis erforderlich. Dies gilt seit dem 1. Mai 2010 und betrifft sowohl berufliche als auch ehrenamtliche Positionen. Arbeitgeber müssen ein berechtigtes Interesse nachweisen, um ein Führungszeugnis anzufordern.
Bewerber haben das Recht, die Vorlage zu verweigern. Dies kann jedoch die Einstellungschancen beeinträchtigen. Bei bestehenden Arbeitsverhältnissen darf eine Verweigerung nicht zu Kündigungen oder Disziplinarmaßnahmen führen.
4. Wie beantragen Sie ein Führungszeugnis zur Vorlage beim Arbeitgeber
Die Beantragung Führungszeugnis ist ein wichtiger Schritt im Bewerbungsprozess. Es gibt verschiedene Arten von Führungszeugnissen, die je nach Anforderung beantragt werden können.
Schritt für Schritt Anleitung für die Beantragung
Folgen Sie diesen Schritten für die Beantragung eines Führungszeugnisses:
- Wählen Sie die passende Art des Führungszeugnisses aus.
- Bereiten Sie Ihren Personalausweis vor.
- Besuchen Sie Ihre örtliche Meldebehörde oder nutzen Sie das Online-Portal des Bundesjustizamtes.
- Füllen Sie den Antrag aus und geben Sie den Verwendungszweck an.
- Bezahlen Sie die Gebühr.
- Warten Sie auf die Zustellung des Führungszeugnisses.
Beachten Sie, dass für Tätigkeiten mit Kindern und Jugendlichen ein erweitertes Führungszeugnis erforderlich ist.
Gebühren und Bearbeitungszeiten
Die Kosten für ein Führungszeugnis betragen 13 Euro. In manchen Fällen können die Gebühren bis zu 17 Euro betragen. Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen.
Art des Führungszeugnisses | Kosten | Bearbeitungszeit |
---|---|---|
Einfaches Führungszeugnis | 13 Euro | 1-2 Wochen |
Erweitertes Führungszeugnis | 13 Euro | 1-2 Wochen |
Behördliches Führungszeugnis | 13-17 Euro | 1-2 Wochen |
Nach Erhalt entscheiden Sie selbst über die Weitergabe an den Arbeitgeber. Bedenken Sie, dass Arbeitgeber das Führungszeugnis nicht direkt beantragen dürfen.
5. Wie lange bleiben Eintragungen im Führungszeugnis sichtbar
Die Sichtbarkeit von Einträgen im Führungszeugnis variiert je nach Art und Schwere der Straftat. Für Arbeitgeber und Bewerber ist es wichtig, die Tilgungsfristen zu kennen.
Übersicht der Tilgungsfristen
Die Dauer der Eintragungen im Führungszeugnis hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei leichteren Vergehen mit Geldstrafen bis zu 90 Tagessätzen oder Freiheitsstrafen bis zu drei Monaten erfolgt ein Eintrag nur, wenn es die einzige Verurteilung ist. Für schwerwiegendere Straftaten gelten längere Fristen.
Art der Verurteilung | Tilgungsfrist |
---|---|
Leichte Vergehen | 3 Jahre |
Mittelschwere Straftaten | 5 Jahre |
Schwere Straftaten | 10 Jahre |
Sexualdelikte | Immer sichtbar |
Schwere Sexualdelikte wie Kindesmissbrauch oder sexuelle Nötigung bleiben unabhängig von der Strafhöhe stets im Führungszeugnis sichtbar. Die Tilgungsfrist beginnt nach Bezahlung der Geldstrafe oder Verbüßung der Freiheitsstrafe.
Möglichkeiten der vorzeitigen Löschung von Einträgen
Eine vorzeitige Löschung von Einträgen ist in bestimmten Fällen möglich. Für Jugendliche gelten besondere Regelungen. Jugendstrafrechtliche Verurteilungen werden oft nicht ins Führungszeugnis aufgenommen und sind nur bestimmten Behörden zugänglich.
Bei mehreren Einträgen verlängert sich der Löschungsprozess. Neue Verurteilungen während der Tilgungsfrist führen zu einer Verlängerung. Für Personen, die vorbestraft sind, kann eine Einstellung mit Auflagen nach §153a StPO in manchen Fällen sinnvoll sein, um einen weiteren Eintrag zu vermeiden.
Fazit: Worauf sollten Sie beim Führungszeugnis für Arbeitgeber achten
Das Führungszeugnis spielt im Bewerbungsprozess eine wichtige Rolle. Arbeitgeber dürfen es nur in begründeten Fällen anfordern, etwa wenn die Stelle ein besonderes Vertrauensverhältnis erfordert.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
Es gibt verschiedene Arten von Führungszeugnissen, die je nach Anforderung der Stelle relevant sein können. Das einfache und erweiterte Führungszeugnis sind die häufigsten Formen für Arbeitgeber. Bei der Polizei gelten besonders strenge Kriterien: Ein einwandfreier Leumund ist Voraussetzung für eine Bewerbung.
Tipps für den Umgang mit Eintragungen im Bewerbungsprozess
Sollten Sie Einträge im Führungszeugnis haben, empfiehlt sich eine offene Kommunikation mit dem potenziellen Arbeitgeber. Erklären Sie die Umstände und zeigen Sie, was Sie daraus gelernt haben. Bei komplexen Fällen kann eine rechtliche Beratung hilfreich sein. Bedenken Sie: Das Nichtvorlegen eines angeforderten Führungszeugnisses kann zum Ausschluss im Bewerbungsprozess führen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Führungszeugnis?
Ein Führungszeugnis ist ein offizieller Auszug aus dem Bundeszentralregister beim Bundesjustizamt. Es enthält Informationen über strafrechtliche Verurteilungen einer Person und dient als Nachweis der Vorstrafenfreiheit oder gibt Auskunft über vorhandene Einträge.
Welche Arten von Führungszeugnissen gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Führungszeugnissen: das einfache (private), erweiterte, behördliche und europäische Führungszeugnis. Das einfache Führungszeugnis ist für private Zwecke, während das erweiterte zusätzliche Informationen über Sexualdelikte und Straftaten gegen Minderjährige enthält.
Welche Informationen enthält ein einfaches Führungszeugnis?
Ein einfaches Führungszeugnis enthält Verurteilungen zu Geldstrafen über 90 Tagessätze und Freiheitsstrafen über 3 Monate. Nicht jede Verurteilung wird eingetragen, es gelten bestimmte Schwellenwerte und Tilgungsfristen.
Was steht im erweiterten Führungszeugnis?
Das erweiterte Führungszeugnis umfasst zusätzlich zu den Informationen des einfachen Führungszeugnisses auch Angaben über Sexualdelikte und Straftaten gegen Minderjährige, auch bei geringeren Strafen.
Wann darf ein Arbeitgeber ein Führungszeugnis verlangen?
Arbeitgeber dürfen ein Führungszeugnis nur in begründeten Fällen verlangen, etwa bei Vertrauenspositionen im Finanzsektor, im Sicherheitsgewerbe oder bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Anforderung muss durch die Art der Tätigkeit gerechtfertigt sein.
Wie lange bleiben Einträge im Führungszeugnis sichtbar?
Die Tilgungsfristen variieren je nach Schwere der Straftat. Leichte Verurteilungen werden nach 3 Jahren gelöscht, schwerere nach 5 oder 10 Jahren. Nach Ablauf der Frist werden Einträge im Führungszeugnis nicht mehr angezeigt, bleiben aber im Bundeszentralregister gespeichert.
Wie kann man ein Führungszeugnis beantragen?
Ein Führungszeugnis kann online über das Portal des Bundesjustizamtes oder persönlich bei der örtlichen Meldebehörde beantragt werden. Für die Online-Beantragung wird ein Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion benötigt. Die Gebühr beträgt 13 Euro.
Dürfen Arbeitgeber das Führungszeugnis direkt beantragen?
Nein, Arbeitgeber dürfen das Führungszeugnis nicht direkt beantragen. Der Antragsteller erhält das Führungszeugnis persönlich und entscheidet selbst über die Weitergabe an den Arbeitgeber.
Was passiert, wenn man die Vorlage eines Führungszeugnisses verweigert?
Bewerber haben das Recht, die Vorlage zu verweigern, riskieren damit aber möglicherweise ihre Einstellungschancen. Bei bestehenden Arbeitsverhältnissen kann eine Verweigerung nicht zu Kündigungen oder Disziplinarmaßnahmen führen.
Werden Einstellungen nach §153a StPO im Führungszeugnis eingetragen?
Nein, Einstellungen nach §153a StPO (Einstellung mit Auflagen) werden nicht im Führungszeugnis eingetragen. Dies kann in manchen Fällen eine Möglichkeit sein, einen Eintrag zu vermeiden.